Wie ich das Opfer einer Hexe wurde

Apfelbaum

Kapitel 1 – Die Apfelernte

Ich bin Student und brauche Geld. Da es Erntezeit ist, melde ich mich bei einer Apfelplantage als Erntehelfer. Schon am nächsten Tag geht es los. Mein Wecker klingelt früh um 5 Uhr und ich bereue meinen Entschluss schon. Nach einem kleinen Frühstück geht es zur Apfelplantage. Am Treffpunkt erwartet uns die Apfelplantagenaufsicht: eine Frau um die 50 mit Gummistiefeln, Trainingsanzug, Schürze und Kopftuch. Mit ihrer großen Warze auf der Nase kommt sie mir wie eine „Hexe“ vor und ich grinse in mich hinein. 

Die meisten, die hier mithelfen, sprechen nicht meine Sprache, aber da ja alle Kinder in der Schule die Weltsprache Esperanto lernen, ist eine Verständigung problemlos möglich. Nur sind wir ja nicht zum Reden hier… Wir werden auf die einzelnen Reihen mit Apfelbäumen aufgeteilt und es geht los.

Mittagspause

Zur Mittagspause ertönt ein Signal und ich suche mir einen Fleck unter einem Apfelbaum, an dem ich ungestört meine mitgebrachten Brote esse. 

Das mit dem ungestört essen klappt aber nicht, denn ein junges (verdammt gut aussehendes) Mädchen nähert sich meinem Platz. Ich mustere sie und kann mich gar nicht daran erinnern, sie bei der Einweisung gesehen zu haben. Sie spricht mich auf Esperanto an. (Der Einfachheit halber übersetze ich das Gespräch, damit sich der mir geneigte Leser nicht damit beschäftigen muss und so von der Handlung abgelenkt wird.)

„Hallo, junger, hübscher Mann, wer bist du?“ (Das Wort „hübsch“ habe ich der Übersetzung hinzugefügt, damit diese mehr Sinn ergibt – und nicht etwa, weil ich es mir so gewünscht hätte.)  

„Ein Erntehelfer. Und wer bist du?“

„Ich bin eine Erntehelferin. Und wer bist du?“

„Ein Erntehelfer. Und wer bist du?“

„Ich bin eine Erntehelferin. Und wer bist du?“

„Ein Erntehelfer. Und wer bist du?“

„Ich bin eine Erntehelferin. Und wer bist du?“

Das Gespräch geht noch eine Weile so weiter dann wechseln wir das Thema.

„Was machst du hier?“

„Ich ernte Äpfel. Und was machst du hier?“

Jeder kann sich nun denken, wie das Gespräch weiter geht. 

Da ertönt das Signal. Ich danke ihr für das unterhaltsame Gespräch und ernte dann weiter Äpfel. 

Am Abend erfolgt die Abrechnung, jeder bekommt seinen Lohn für seine Arbeit. Ich fahre nach Hause und nach einem kleinen Abendessen falle ich todmüde und erschöpft in mein Bett, wo ich auch sofort einschlafe. 

Am nächsten Morgen fahre ich wieder zur Apfelplantage, ich halte Ausschau nach der jungen Frau von gestern, aber ich sehe sie nicht. Die „Apfelhexe“ teilt mir heute eine andere Reihe zu, diese liegt am äußersten Ende der Plantage. Ich beginne mit dem Pflücken und merke gar nicht, wie die Zeit verrinnt. 

Als das Signal zur Mittagspause ertönt, bin ich gerade am Ende meiner Reihe und damit auch am Ende der Plantage. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen für mein Mittagessen und entdecke ein paar Meter weiter einen riesigen alten knorrigen Apfelbaum. Dort will ich die Mittagspause zu verbringen. Ich setze mich unter dem Baum und packe meine Brote aus – und wie aus dem Nichts steht da wieder dieses hübsche junge Mädchen. Sie setzt sich zu mir und nimmt sich eines meiner Brote (ohne zu fragen, was soll ich sagen, aber bei hübschen jungen Mädchen fehlen mir immer die Worte) und wir essen dann gemeinsam. Auf einmal zeigt sie hoch in den Baum, dort hängt ein einziger knallroter Apfel. 

„Bitte pflück ihn mir!“ sagt sie.

Ich raffe mich auf und besteige den Baum, um den Apfel zu pflücken. Als ich wieder unten bin, reiche ich ihr den Apfel. Sie zerbricht ihn ohne viel Mühe in zwei Hälften. Die eine reicht sie mir und die andere führt sie zu ihrem Mund. Ich nehme meine und beiße herzhaft hinein. Beim Kauen fällt mir auf, dass sie nicht abgebissen hat und ich überlege noch, warum – als mir auf einmal schwarz vor Augen wird und ich zusammenbreche. 

Kapitel 2 – Ein Shop für Hexen

Als ich aufwache, stelle ich fest, dass ich nackt bin. Ich denke noch: Dieses Frauenzimmer konnte es wohl nicht abwarten. Aber halt, wo bin ich eigentlich? Ich schaue mich um. Mein Käfig – wie ich es nennen möchte – besteht völlig aus Stein, sogar die Gitterstäbe an der Vorderseite bestehen aus Stein. Der Stein ist warm, deshalb friere ich auch nicht. In der einen Ecke steht sowas wie ein steinernes WC und ich denke sofort: Hoffentlich ist das Klopapier nicht auch aus Stein. Aber ich habe Glück – es gibt überhaupt keins. In der anderen Ecke steht ein steinerner Tisch, darauf ein Teller aus Stein. Da ich Hunger habe, schaue ich nach, was es dort gibt – es ist Apfelmus. Da es kein Besteck gibt, löffle ich mit den Händen das Apfelmus in meinen Mund. Es schmeckt sogar recht lecker.

Nun schaue ich mich weiter um, ich will sehen, was draußen ist. Dann läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich bin nicht der einzige! Auf vielen weiteren Säulen aus Stein stehen steinerne Käfige mit nackten Männern drin. Am Fuße der Säulen sind unzählige kleine Feuer. Die Gedanken überschlagen sich, bin ich tot und in der Hölle gelandet? Ich bin doch aber immer lieb gewesen… Nein, das darf nicht die Hölle sein!

Ich kneife mich: Aua, das tat weh! Und wenn ich so einen Hunger hatte, dann kann ich auch nicht tot sein. Nun versuche ich, durch Schreien und Winken mit den anderen in meiner Nähe Kontakt aufzunehmen. Scheinbar können sie mich nicht hören, aber durch eindeutige Zeichen geben sie mir zu verstehen, ich solle leise sein. Also verstumme ich und versuche, mich mit Zeichen zu verständigen. Aber es kommt keine vernünftige Kommunikation zustande.

Dann wird es auf einmal laut und auf mehreren Besen kommt ein Schar Hexen – ja, wirklich: Hexen, richtige Hexen – auf meinen Käfig zugeflogen. Ganz vorne auf dem ersten Besen sitz das junge hübsche Mädchen von der Apfelplantage. Sie lacht mich an, dann redet sie in einer Sprache, die ich nicht verstehe, mit den anderen. Langsam wird mir klar, was hier abgeht: Das ist eine Verkaufsveranstaltung, und ich bin die Ware! Bald hat sich die junge Hexe mit einer anderen geeinigt. Dann fliegt sie noch näher an den Käfig und verwandelt sich dabei in meine „Apfelhexe“. Sie lacht und sagt „Ich wusste es gleich, für dich bekomme ich einen guten Preis!“ Dann fliegen alle wieder weg und ich bleibe mit meinen Gedanken allein.

Aber nicht lange, dann merke ich, wie sich meine Steinsäule absenkt und sich dem Boden nähert. Als nächstes wird etwas in meinen Käfig geblasen, ich denke noch „Was soll das?“, aber dann weiß ich es: man hat mich wieder betäubt.

Kapitel 3 – Bei meiner Hexe

Nach einiger Zeit wache ich wieder auf und liege in einem richtigen Bett, – ah, es war alles nur ein Traum – denke ich, als mir bewusst wird, das ist der gar nicht mein Bett – und wer liegt da neben mir? Oh nein, es ist die Hexe, mit der sich meine „Apfelhexe“ geeinigt hatte. Sie merkt, dass ich wach bin und richtet sich auf.

Sie ist wunderschön, denke ich noch, als sie sagt: „So, ich habe viel Geld für dich bezahlt. Du bist jetzt mein neuer Sklave und musst alles tun, was ich dir sage, bei Tage und bei Nacht. Als erstes musst du das Haus sauber und instand halten, Essen kochen und dich um den Kräutergarten kümmern. Du darfst dich aber nie mehr als hundert Schritte vom Haus entfernen, sonst wirst du zu einem Baum. Und du darfst nie mein Hexenlabor betreten, sonst wirst du in ein Häschen verwandelt und dann gibt es Hasenbraten zum Abendessen für mich. Also fang an, ich will frühstücken! Drei Toast! Je ein Toast mit Ei, Marmelade und Honig, dazu einen Kaffee und frischgepressten Orangensaft. Los, los! Und mach dir auch was zu essen, ich möchte nicht alleine frühstücken.“ 

Die Küche ist gut ausgestattet und alles ist übersichtlich angeordnet, aber das Beste ist, wenn ich eine Orange zum Ausdrücken wegnehme, ist gleich wieder eine neue da. Das Gleiche geschieht bei allen Speisen: Ein Marmeladenglas, was nie leer wird, ein Krug voller Honig, der immer voll ist. Das ist ja eine super Küche, ich bin regelrecht begeistert! Selbst die Kräuter im Kräutergarten wachsen immer gleich wieder nach. Und auch das Haus ist unbeschreiblich, es besteht wirklich – was soll ich sagen – ihr werdet es nicht glauben, aus Pfefferkuchen! Einmal habe ich davon gegessen und zu meiner Enttäuschung hat es sich nicht erneuert. Dann musste ich im großen Backofen einen neuen Pfefferkuchen backen und die Hexe hat mir noch den Hintern versohlt… Ich muss das Haus instand halten und darf es nicht aufessen, hat sie dabei gesagt. Deshalb habe ich auch nie wieder vom Haus genascht.

Ach, das Leben bei der Hexe ist gut und sie achtet immer darauf, dass sie wunderschön aussieht. Ich habe in all der Zeit nur selten ihr wahres Gesicht gesehen, dieses ist allerdings absolut gruselig und hässlich.

Eines Tages sagt sie zu mir: „Mach das Feuer im Backofen an, hole Wein aus dem Keller und dann bleibst du im Keller, bis ich dich wieder rauslasse, denn ich bekomme Besuch.“ Ich hole Feuerholz und heize den Backofen an, gehe in den Keller hole eine Flasche von ihrem Lieblingswein und dann schließt sie mich im Keller ein. Das ist nicht so schlimm, hier ist sogar eine Liege, jede Menge Wein, der nie alle wird, und Schinken, der immer nachwächst. Dann kommt der Besuch; ich höre oben fröhliche Kinderstimmen. Ich habe aber schon eine Menge Wein getrunken und denke nicht weiter darüber nach. Als ich müde werde, lege ich mich hin und schlafe. 

Am nächsten Tag höre ich immer noch die Kinderstimmen, also wird der Besuch wohl noch länger bleiben. Ich verbringe den Tag mit Schinken essen, Wein trinken und Schlafen. Es vergeht noch ein weiterer Tag, bis endlich die Kellertür geöffnet wird. 

Meine „Lieblingshexe“, wie ich sie heimlich für mich nenne, befiehlt mir, alles aufzuräumen und das Haus zu säubern. Ich mache mich gleich an die Arbeit, hier muss ja ein richtiges Festmahl stattgefunden haben. Aber, na ja, im Keller war es auch schön.

Am Abend darf ich wieder zu ihr ins Bett und sie sieht sehr glücklich aus.

Zwei Tage später ist sehr viel Lärm im Wald, ich trete vor die Tür und möchte gerne die Ursache wissen. Meine Lieblingshexe kommt dazu und lächelt nur. Es sieht so aus, als ob viele hundert Mann in Polizeiuniform den Wald durchkämmen, als ob sie nach vermissten Personen suchen. Sie haben auch Hunde dabei. Ich denke noch, das ist meine Gelegenheit hier zu verschwinden, aber will ich das überhaupt? Hier geht es mir doch gut. Aber der Drang nach Freiheit ist größer und ich winke den Polizisten zu. Meine Hexe schaut mich böse an. „Was machst du da? Sie können dich weder sehen noch hören.“

„Was?“ frage ich.

„Wir sind in einer anderen Dimension, sie werden dich nicht retten.“ 

In dem Moment erreichen die ersten das Pfefferkuchenhaus und laufen direkt durch das Haus, ohne es auch nur zu bemerken, und dann auch noch durch uns hindurch. Bald sind die Polizisten wieder verschwunden. Nur ein Satz, den der eine Polizist sagte, geht mir nicht mehr aus dem Kopf: „Ich hoffe, wir werden die beiden Kinder bald finden, aber ich habe kaum Hoffnung, denn in diesem Wald sind schon viele Kinder verschwunden.“

Für den Fluchtversuch erfolgt die Strafe sofort. Die Hexe versohlt mir wieder den Hintern, bis ich nicht mehr sitzen kann, und sperrt mich eine Woche in den Keller ein. Aber das ist mir alles egal, denn mir ist klar geworden, was mit den Kindern geschehen ist.

Ich denke nur noch an Flucht, aber ich traue mich auch nicht, mich mehr als hundert Schritte vom Haus zu entfernen. Denn da stehen schon viele Bäume und alle haben Gesichter…

Es fällt mir schwer, meine Pflichten zu erfüllen, besonders die in der Nacht. Immer wieder höre ich in meinem Kopf die Kinderstimmen. Die Hexe merkt das natürlich und nach ein paar Tagen braut sie einen Trank für mich, den ich trinken muss. Boa, ist der widerlich! Mir wird ganz schwindelig und ich klappe zusammen. Als ich aufwache, kann ich mich an nichts mehr erinnern, außer dass ich der Sklave dieser wunderschönen Hexe bin und ich sie über alles liebe. Aber auch von meinem Leben, bevor ich ihr Sklave wurde, und von der Apfelernte weiß ich nichts mehr.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute in der Hexendimension, die nur ab und zu Kinder betreten können, aber wenn das passiert, bekomme ich immer einen Schlaftrunk, so dass ich erst einige Tage später wieder aufwache.

Kapitel 4 – Ein alternatives Ende für die Hexe

Wem das Ende gefallen hat, sollte jetzt nicht weiterlesen. Ja, ich dachte, das Ende nach dem Motto „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ ist so in Ordnung. Aber mein hoch geschätzter und allseits verehrter Lektor hat mir mittels ein paar Kopfnüssen klargemacht, hier muss ein Happy End her – und das geht nur mit dem Tod der Hexe. Ich dachte mir, was ist das für ein Happy End, wo ich eine wunderschöne Hexe meucheln muss… Aber nun gut, ich mache es.

Aber was jetzt kommt, ist nichts für schwache Nerven! Kinder, Jugendliche und ältere Menschen mit Herzklappenfehler sollten spätesten jetzt mit dem Lesen aufhören, denn nun folgt das blutige und grauenvolle Ende einer Hexe. Ich fühle mich schon wie ein Inquisitor.

Das Ende der Hexe

Ich sitze im Keller und überlege, was ich tun soll. Ich muss die Hexe töten, denn sie darf nie wieder Kinder fressen. Mir fällt da ein Märchen ein, wo die Hexe in den Backofen gestoßen wird. Ich komme aber nicht auf den Namen, irgendetwas mit „Hänsel die Greta“ oder so ähnlich. Aber da die Hexe bestimmt auch alle Märchen kennt, wird diese Variante nicht funktionieren, denke ich bei mir. 

Da wird die Kellertür geöffnet und die Hexe ruft mich hoch. Sie erzählt mir, dass sie zum alljährlichen Hexenkongress fliegt und dass sie mich aber nicht mitnimmt, da ich ungehorsam war. Ich solle das Haus in Ordnung halten und mir darüber Gedanken machen, wie ich meinen schändlichen Verrat an ihr wieder gut machen will. Ich denke nur: zum Glück kann sie keine Gedanken lesen.

Am nächsten Morgen fliegt die Hexe auf ihrem Besen zum Hexenkongress.

Jetzt gehört das Haus mir ganz allein, und wenn es eine Möglichkeit gibt die Hexe zu töten, kann ich sie nur im Hexenlabor finden. Das ich aber nicht betreten darf, ohne dass ich in ein Häschen verwandelt werde. Aber stimmt das auch? Vielleicht hat die Hexe ja gelogen! Ich gehe zum Hexenlabor; die Tür ist nicht verschlossen, ich öffne sie langsam und spähe hinein. Alles ist sehr ordentlich, jeder Behälter steht an seinem Platz und ist beschriftet. In der Mitte steht das Schreibpult, auf dem liegt ihr Zauberbuch und daneben auf einem Ständer liegt ihre Zauberkugel. Ja, wenn ich an das Buch und an die Kugel komme, würde ich bestimmt einen passenden Zauberspruch finden, der die Hexe töten kann.

Das Hexen-Labor

Ich traue mich aber nicht, ins Labor zu gehen. Da kommt mir eine Idee. Ich nehme meinen Besen, und mit einigen anderen Stangen, die ich finde, baue ich mir eine Verlängerung. Dann benutze ich diesen langen Besen, um ihn an den Füßen vom Pult einzuhaken und ziehe das Pult langsam in Richtung Tür. Es klappt nicht gleich beim ersten Mal und ich rutsche häufig wieder ab. Aber das Pult nähert sich langsam der Tür. An einer losen Diele bleibt das Pult dann hängen, ich ziehe etwas kräftiger – und da geschieht es: Das Pult kippt. Das Buch und die Glaskugel fallen wie in Zeitlupe runter. Wenn die Kugel zerbricht, ist alles vorbei, denke ich und reflexartig springe ich in den Raum, um die Kugel zu fangen. 

Ein schwerer Fehler! Im selben Moment verwandele mich in ein Häschen und die Kugel zerbirst in tausend Stücke. Nein, nicht Stücke, sondern in tausend kleine Kugeln. Ich bin darüber verwirrt. Aber es ist egal; wenn die Hexe kommt, gibt es zum Abendessen Hasenbraten. Ich muss mir also ein Versteck suchen. Unter einem der Regale ist genügend Platz für mich. Jetzt kann ich nur noch warten. 

Zwei Tage später kommt die Hexe zurück. Als sie das Chaos sieht, wird sie wütend und ruft nach mir. Sie ist außer sich vor Zorn. Dabei achtet sie nicht darauf, wo sie hintritt und rutscht auf ein paar Kugeln aus und stürzt. Beim Fallen schlägt Sie mit dem Kopf auf das Pult und bleibt ohnmächtig liegen. Ich habe alles aus meinem Versteck beobachtet und komme nun langsam hervor. Was kann ich jetzt aber noch tun, überlege ich. Sie wird bald wieder zu Bewusstsein kommen und mich dann schlachten.

Es gibt nur eins: Sie oder ich. Also da hoppel ich süßes Häschen zur Hexe und grabe meine nadelspitzen Nagezähnchen in ihre Halsschlagader. Das Blut spritzt stoßweise aus ihrem Hals und mein schönes glänzendes Fell wird ganz blutig. Nach und nach weicht das Leben aus dem Körper der Hexe. In der Sekunde, in der die Hexe stirbt, werde ich in einen Strudel gezogen, der sich plötzlich unter mir auftut. Der Strudel schleudert mich geradewegs unter den großen alten Apfelbaum. Ich bin wieder da, wo alles begann! Während der Reise im Strudel habe ich auch meine menschliche Gestalt wiederbekommen. Nur leider meine Kleidung nicht, was nun überaus peinlich ist…